Schabbat Shalom - 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

Schabbat Shalom - 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

JLID - Hillel und Schammai

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Hillel und Schammai

Es kam einmal ein Heide zu Schammai und sagte zu ihm: „Bekehre mich zum Judentum unter der Bedingung, dass du mich die ganze Thora lehrst, während ich auf einem Fuß stehe.“ Mit einem Zollstock warf Schammai ihn sofort hinaus. Der Heide ging dann zu Hillel und wiederholte seinen Wunsch: „Bekehre mich zum Judentum unter der Bedingung, dass du mich die ganze Thora lehrst, während ich auf einem Fuß stehe.“ Hillel nahm ihn ins Judentum auf und belehrte ihn wie folgt: „Was dir verhasst ist, tue auch deinem Nächsten nicht an. Das ist die ganze Thora. Alles weitere ist Kommentar dazu. Geh hin und lern ihn!“

Babylonischer Talmud, Schabbat 31a

Die Rabbiner Hillel und Schammai sind jedem Talmudschüler wohlbekannt. Sie lebten im ersten Jahrhundert der Zeitrechnung, nur wenige Jahre vor der Zerstörung des Zweiten Tempels in Jerusalem, und sind eines der rabbinischen Gelehrtenpaare, deren Diskussionen, Meinungsverschiedenheiten, und Ideen das rabbinische Judentum bis heute prägen. Dabei ist Hillel oft derjenige der beiden, der in einem sanfteren, humanitäreren Licht gezeichnet wird. Sein berühmter Ausspruch, “Was dir verhasst ist, tue auch deinem Nächsten nicht an. Das ist die ganze Thora,” der für manchen von uns sehr nach Immanuel Kant klingen mag, zeichnet ihn aus als jemanden, der die Herausforderungen des menschlichen Lebens klar erkannt hat—denn keine Regel ist simpler, und keine Regel ist herausfordernder im tagtäglichen Umgang, als jene Goldene Regel Hillel’s. Die beiden Rabbiner sind auch dafür bekannt, dass sie ihre Streitgespräche nicht zur Vermehrung ihres eigenen Ruhmes führten, und nicht, um am Ende Recht zu behalten—sondern um dem näher zu kommen, was wir „Wahrheit” nennen, oder „das, was richtig ist,” oder eben „Torah.” Historisch betrachtet, hat sich das rabbinische Judentum oft des Vorwurfs verwehren müssen, verkopft, über-rational, blutleer, konflikt-orientiert, oder lebensfremd zu sein. Die Betonung auf dem lebenslangen Lernen—etwas, das bei genauer Betrachtung sowohl Hillel als auch Schammai als absolut notwendig erachten, um Judentum zu verstehen—ist oft fremd für den Aussenstehenden. Doch jüdischen Lernen, „Torah,“ erschöpft sich nicht im auswendig lernen starrer Gesetze. Unsere Texte sind mehrdeutig: Um Teil ihrer jahrhundertelangen Interpretationskette zu werden, verlangen sie nicht nur die Liebe zum Text, sondern die Liebe zum Menschen; Kreativität; und einen inneren Hunger nach Frieden, Nähe zu Gott, und tiefer, verinnerlichter, gelebter Weisheit. Der Talmud (B’rachot 19a) sagt, dass Studierende der Torah den Frieden in der Welt vermehren. Wie können wir so von und miteinander lernen, dass wir den Frieden in der Welt vermehren?

Rabbinerin Dr. Sonja K. Pilz

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Über diesen Podcast

Die erste urkundliche Erwähnung jüdischen Lebens auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands stammt aus dem Jahr 321 n.Chr. – deswegen wird in diesem Jahr das Jubiläum begangen.

Jeden Freitag nehmen uns junge Jüdinnen und Juden dazu in diesem Podcast mit in die Welt des Judentums. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks, dem Begabtenförderungswerk der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland, teilen mit uns ihre Gedanken zum Schabbat und zum jüdischen Leben in Deutschland.

Auf der ganzen Welt ist für Jüdinnen und Juden der Schabbat der Ruhetag. Er beginnt am Freitag mit Sonnenuntergang und endet am Samstagabend. An diesem Tag kommen Familie und Freundinnen und Freunde zusammen, der Tag ist ganz der Ruhe gewidmet.

„Schabbat Shalom“ – „Einen friedlichen Schabbat“ – ist der traditionelle Gruß für Jüdinnen und Juden.

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