Schabbat Shalom - 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

Schabbat Shalom - 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

JLID - Der Weg zum Leben

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Der Weg zum Leben

Lass uns wohlbehalten unterwegs sein. Behüte unsere Schritte und geleite uns mit deinem Frieden. Lass uns lebendig, froh und unversehrt unser Ziel erreichen. … Segne uns in allem, was wir tun und lass uns Wohlwollen, Güte und Mitgefühl bei dir finden und bei jedem Menschen, dem wir begegnen werden. Jüdischer Reisesegen

Gebet – auf Hebräisch Tefillah und auf Jiddisch Davening – ist der Herzschlag des jüdischen Geisteslebens. Jeder Moment des Tages-, Wochen- und Jahreszyklus ist begleitet von spezifischen Gebeten, die den Ton der religiösen Praxis für das Individuum und die Gemeinschaft angeben. Gott in bestimmten, der Situation angemessenen Worten zu loben und um Seine Hilfe zu bitten geht nicht nur wichtigen Anlässen wie Hochzeit und Feiertagen voran, sondern auch den banalsten täglichen Aktivitäten. Solche Gebete erfüllen den Alltag mit Bedeutung und Struktur. Unsere täglichen Gebete gehen auf unsere biblischen Vorfahren zurück. Wenn wir beten, treten wir in diese uralte Beziehung ein, in eine ununterbrochene Kommunikationskette zwischen Mensch und Gott.

Obwohl die Bibel voller Geschichten ist, die Gebete beinhalten, gibt es nirgendwo ein ausdrückliches Gebot, das sagt: „Du sollst beten“. Aber im Talmud identifizieren die Rabbiner die Wurzel dieser Glaubenstradition in der folgenden Passage: „Haschem, Deinen Gott, zu lieben und ihm von ganzem Herzen zu dienen“ (5. Mose 11,13). Was ist der Dienst, der das Herz nutzt? Es muss sich um das kontemplative Gebet handeln. Die hebräische Wurzel פלל bedeutet „sich ein Urteil bilden“ (Exodus 21:22) oder schlicht „denken“ (Genesis 48:11). In diesem Sinne kann sich das Wort להתפלל, beten, auch auf einen Prozess der Abrechnung oder Kontemplation beziehen. Basierend auf dieser Aussage schreibt Maimonides (Mishneh Torah, Laws of Prayer, 1:1), dass es ein Gebot der Tora gibt, jeden Tag zu beten. Der genaue Zeitpunkt und Inhalt dieser Gebete wurden jedoch nicht in biblischer Zeit, sondern später von den Rabbinern eingeführt.

Jedes Mal, wenn man seinem Schöpfer mitteilt, was einem auf dem Herzen liegt, sei es lobend oder bittend, betet man. Zu jeder Zeit, an jedem Ort, mit welchen Worten auch immer, solange sie nur aus einem echten Anliegen des Herzens und dem Bewusstsein des Geistes einer höheren Präsenz kommt. Warum also so viele verschiedene, auf bestimmte Situationen zugeschnittene Tefillot? Genügten nicht auch die drei täglichen Gebete von Morgen, Mittag und Abend, um den Rhythmus des Lebens abzudecken? Warum, zum Beispiel, bedarf es eines besonderen Gebetes für einen Vorgang so mundan wie es eine einfache Geschäftsreise ist?

Wir beten nicht, um den Sinn des Allmächtigen zu ändern. Was sich durch das Gebet verändert, sind zuvorderst wir selbst. Indem wir die Quelle all unserer Segnungen erkennen – unseren Lebensunterhalt, unsere Gesundheit, unseren Erfolg, unsere Existenz – bringen wir uns selbst auf ein höheres spirituelles Niveau. Wir erheben uns, indem wir uns dem Allmächtigen nähern. Und durch diesen Akt der Erhebung werden wir geeigneter, die Dinge zu empfangen, für die wir so hart gebetet haben. Indem wir durch das Gebet gewachsen sind, können wir unsere Gaben jetzt richtiger einsetzen, um uns und die Welt um uns herum zu perfektionieren. Gebet ist am effektivsten, wenn es mit Anstrengung kombiniert wird. Wir leben in einer Welt des Handelns. Das Gebet hilft uns, uns in jeder besonderen Situation mit bewusster Achtsamkeit auf das zu konzentrieren, nach was diese Situation verlangt, um den Weg zum Leben erfolgreich zu beschreiten. Nur für einen sehr heiligen Menschen kann das Gebet allein ausreichen.

Schabbat Shalom, Ihre Isabelle Heinemann

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Über diesen Podcast

Die erste urkundliche Erwähnung jüdischen Lebens auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands stammt aus dem Jahr 321 n.Chr. – deswegen wird in diesem Jahr das Jubiläum begangen.

Jeden Freitag nehmen uns junge Jüdinnen und Juden dazu in diesem Podcast mit in die Welt des Judentums. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks, dem Begabtenförderungswerk der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland, teilen mit uns ihre Gedanken zum Schabbat und zum jüdischen Leben in Deutschland.

Auf der ganzen Welt ist für Jüdinnen und Juden der Schabbat der Ruhetag. Er beginnt am Freitag mit Sonnenuntergang und endet am Samstagabend. An diesem Tag kommen Familie und Freundinnen und Freunde zusammen, der Tag ist ganz der Ruhe gewidmet.

„Schabbat Shalom“ – „Einen friedlichen Schabbat“ – ist der traditionelle Gruß für Jüdinnen und Juden.

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