JLID - Rückkehr duch Umkehr
Rückkehr durch Umkehr
Ein Chassid verklagte vor Rabbi Wolf einige Leute, dass sie ihre Nächte beim Kartenspiel zu Tagen machten. „das ist gut“, sagte der Zaddik. „wie alle Menschen wollen auch sie Gott dienen und wissen nicht wie. Aber nun lernen sie sich wachhalten und bei einem Werk ausharren. Wenn sie darin die Vollendung erlangen, brauchen sie nur noch umzukehren – und was für Gottesdiener werden sie dann geben?“
Chassidische Weisheit
Es gibt zahlreiche chassidische Geschichten – gefühlt so viele wie Sterne am Himmel. Und ein begleitendes Thema der chassidischen Weltanschauung wird in dieser Erzählung widerspiegelt, nämlich Menschen zunächst so zu begegnen, wie und wo sie sind. Denn laut der chassidischen Theologie birgt jeder menschlicher Akt ein Hauch des Göttlichen.
Nicht nur die größten und frömmsten Handlungen, nicht nur der Tempeldienst kann ein Ausdruck der göttlichen Gegenwart sein – nein, laut Rabbi Wolf kann sogar ein Kartenspiel einen näher zum Göttlichen bringen.
Der wichtigste Aspekt dieser Theologie und dieser Weltanschauung ist, dass Chassidismus jeden Menschen mit Respekt und Würde betrachtet, egal ob er Gott in der Synagoge oder im Spielhaus sucht.
Dieser Punkt wird deutlich anhand noch einer der unzähligen chassidischen Geschichten: In der Nachbarschaft von Rabbi Ze’era lebten einige böse Menschen. Er aber kam ihnen näher, damit sie die Möglichkeit der Umkehr hätten. Seine Kollegen, die anderen Rabbiner, nahmen ihm dies übel. Als Rabbi Ze’era starb, sagten diese Menschen, „bis jetzt hatten wir Rabbi Ze’era, der um Erbarmen für uns flehte. Wer wird es jetzt tun?“ Sie nahmen sich dies zu Herzen und kehrten um.
Der Mensch ist im Ebenbild des Ewigen geschaffen. Daher lässt es sich erschließen, dass ein Funke des Ewigen in jedem Menschen innewohnt. Jeder Mensch verfügt über ein guten Trieb (Yetzer haTow) und einen schlechten Trieb (Yetzer haRa), die sein Handeln konkurrierend bestimmen. Trotzdem bleibt der Mensch an sich ein Geschöpf des Ewigen – und der ist kein böses Wesen. Manchmal tut der Mensch Böses, manchmal verfehlt er das Ziel. Aber solange er nach dem Guten strebt – egal wie – ist er auch ein Gottesdiener.
Schabbat Shalom, Ihr Maximilian Feldhake
(Rabbiner Maximilian Feldhake, Projektleiter Jewish Future Forum, Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk e.V.)
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