JLID - Gottes Wille für diese Stunde
Gottes Wille für diese Stunde
Die Religionen müssen mit aller Kraft darauf horchen, was Gottes Wille für diese Stunde ist, sie müssen von der Offenbarung aus die aktuellen Probleme zu bewältigen suchen, die der Widerspruch zwischen dem Willen Gottes und der gegenwärtigen Wirklichkeit der Welt ihnen stellt. Dann werden sie, wie in der gemeinsamen Erwartung der Erlösung, so in der Sorge um die noch unerlöste Welt von heute verbunden sein.
Martin Buber
Was ist der ultimative Sinn von Religion? Ich vermute, manche - vor allem aus der christlichen Mehrheitsgesellschaft – neigen dazu, den Zweck der Religion mit Jenseitsvorstellungen gleichzusetzen. Also, dass die Aufgabe aller Religionen darin besteht, den Menschen ein jenseitiges Heil anzubieten. Die jüdische Tradition hat zwar Jenseitsvorstellungen, allerdings wird das Diesseits hervorgehoben und wesentlicher betont. Demzufolge ist es die Aufgabe aller Religionen, diese Welt zu verbessern, diese Welt zu reparieren. Denn, wie Martin Buber zu Recht feststellt, besteht ein gewaltiger Widerspruch zwischen dem Willen Gottes – also den ideellen Vorstellungen einer guten, gerechten Welt – und der Wirklichkeit. Unsere Welt und wir Menschen sind mit großen Krisen konfrontiert und deren Auswirkungen scheinen kaum bewältigbar.
Martin Buber sieht unsere Welt als noch nicht erlöst – also noch nicht vollkommen. Aber sie kann es werden.
Ein anderer jüdischer Denker, Jonathan Romain, sagt dazu: Tikkun Olam – die Vervollkommnung der Welt – wurde ein Schlüsselbegriff im Judentum, der die Wichtigkeit einer gemeinsamen Anstrengung für die bessere Gesellschaft betont. Die kleinen Erfolge von Einzelpersonen können die messianische Zeit allmählich entstehen lassen.
Es ist also die gemeinsame Aufgabe nicht nur aller Religionen, sondern der gesamten Menschheit, nach jenem Ziel zu streben.
Denn eine weitere jüdische Weisheit lautet: jeder Mensch wurde erschaffen, um etwas in der Welt zu verbessern. Also: Entweder er bedarf der Welt, oder die Welt bedarf seiner. Die Welt und die Menschen brauchen Religionen, die die heutigen und zukünftigen Probleme gerecht bewältigen – das ist die Aufgabe der Religion. Mögen wir alle in dieser Aufgabe verbunden sein.
Schabbat Schalom Ihr Maximilian Feldhake
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