JLID - Jedem nach seinen Fähigkeiten
Jedem nach seinen Fähigkeiten
„Ein Wahlspruch was es im Munde der Rabbanan aus Jabne: Ich bin ein Geschöpf, und mein Nächster ist ein Geschöpf: Meine Arbeit ist in der Stadt, und seine Arbeit ist auf dem Felde; ich mache mich früh zu meiner Arbeit auf, und er macht sich früh zu seiner Arbeit auf; wie er sich nicht meine Arbeit anmaßt, so maß ich mir nicht seine Arbeit an. Vielleicht aber sagst du: Ich tue viel, er aber wenig. So haben wir gelernt: ob man viel oder wenig tut, wenn man nur sein Herz auf den Himmel richtet.“
(Babylonischer Talmud, Berachot 17a)
Schon in den ersten Kapiteln des Buches Genesis lehrt uns die Tora, dass jeder Mensch b’zelem elohim – also im Ebenbild Gottes – geschaffen wurde. Ein Hauch von Gott ist also in jedem von uns.
Mir gefällt dieser Text aus dem Babylonischen Talmud sehr, weil er genau diese Idee aufgreift. In jedem ist ein göttlicher Funke und jede und jeder verdient Respekt, unabhängig von Name Herkunft und Beruf.
In der jüdischen Tradition haben Menschen aus bescheidensten Verhältnissen oft die größte Wirkung. Moses zum Beispiel war kein Krieger, kein Pharao – Mose war ein einfacher Hirte. Rabbi Akiva war ebenfalls Hirte. Bis zu seinem vierzigsten Lebensjahr blieb er völlig ungebildet. Dennoch wurde er zu einem der größten und am meist geschätzten Rabbiner aller Zeiten.
Ebenfalls völlig unabhängig von der Person ist die Leistung, die sie durch ihre Arbeit erbringt. Ist die Arbeit eines Rabbiners wirklich wertvoller als die eines Hirten?
In der Pandemie reden wir oft von „systemrelevanten“ Berufen. Berufen, die für das Aufrechterhalten der Gesellschaft unabdingbar sind. Ist das gerecht? Selbstverständlich haben Mediziner und Medizinerinnen viel Lob verdient. Sie haben während der Pandemie Vieles schultern müssen und eine enorm wichtige Leistung erbracht. Und was ist mit Müllwerkerinnen, mit Bäuerinnen, mit Kassierern, mit all denjenigen, die weiter hart arbeiten. Leistet nicht jeder Mensch einen Beitrag?
Manche verdienen mehr, manche verdienen weniger. Denken wir wirklich, dass Geringverdienende weniger arbeiten und damit auch weniger leisten als andere? Und damit womöglich auch noch weniger wert sind? Manchmal habe ich den Eindruck, dass so gedacht wird. Aber ich halte das für völlig falsch.
Der Talmud fordert uns auf, jeden Menschen als Geschöpf Gottes zu betrachten und dementsprechend jede Form der Arbeit zu würdigen.
Nach dem wir nun alle hart gearbeitet haben wünsche ich ein schönes Wochenende und einen würdevollen Shabbat.
Shabbat Shalom - Ihre Marie-Rachel Garal
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Der Antisemitismus-Beauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland
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