Schabbat Shalom - 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

Schabbat Shalom - 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

JLID - In der Not

Audio herunterladen: MP3 | AAC | OGG | OPUS

In der Not

Wenn man in Augenblicken von Not und Gefahr verhindert ist, die notwendige Andacht für das tägliche Achtzehngebet aufzubringen, so spreche man ein kurzes Gebet. Rabbi Eliëser schlug folgenden Text vor: „Tue Deinen Willen im Himmel oben und verleihe einen ruhigen Geist denen, die dich hier unten auf Erden fürchten, und tue, was dir gut erscheint. Gepriesen seist du, Ewiger, der auf Gebete hört. Babylonischer Talmud, Berachot 29b

Gepriesen seist du, Ewiger, der auf Gebete hört! Ich höre voller Vertrauen darauf, dass Gott für Kommunikation empfänglich ist. Nicht nur in Augenblicken von Not und Gefahr, sondern immer. Der Mensch spricht Gebete – Gott hört sie und beantwortet sie in göttlicher Weisheit und Weise; nämlich so, wie es Gott gut erscheint. Während ein Teil von mir diesen Text sofort einzuordnen beginnt, erklingen in meinem Kopf Klavierakkorde, und die voluminöse, feine Stimme der Musikerin Regina Spektors singt:

No one laughs at God in a hospital No one laughs at God in a war Im Krankenhaus lacht niemand über Gott Im Krieg lacht niemand über Gott

Es ist der Beginn einer Aufzählung solcher Augenblicke von Not und Gefahr, in denen Normalität außer Kraft gesetzt wird – und der normale Umgang mit der Existenz des eigenen Lebens und Gottes pendelt. Egal, wie man sonst zu Gottes Allmacht steht - ob man Gott im Alltag die notwendige Andacht darbringt, wie es die beschriebene Realität der Rabbiner ist, die im Kommentar zu hören war – oder ob es die Welt in der Beobachtung Regina Spektors ist, einer amerikanischen Jüdin, die als Kind aus der Sowjetunion floh, in New York aufwuchs und sich in der Welt einen Namen als Musikerin machte. In einer Welt, in der Gott und die, die sich alltäglich an Gott wenden, eher belächelt werden: eine Welt, in der es genug Sicherheit gibt, um über Gott zu lachen.
Regina Spektor macht sich nicht über Menschen lustig, die in diesen Momenten nicht mehr über Gott lachen, sondern führt uns die Ernsthaftigkeit der Not, in der wir uns wiederfinden können, vor Augen und vor Ohren. Wenn die Welt aus den Fugen gerät, wird der Segensspruch Gott shomea tfilot (Gott hört Gebete) viel sehnsüchtiger erwartet, als es sonst der Fall ist. Oder mit Regina Spektors Worten: Niemand lacht über Gott. Wir alle lachen mit Gott/ „We`re all laughing with God“. Das ist die Hoffnung, wenn es hart auf hart kommt. Dass Gott genug Humor hat, mit uns zu lachen. Ihr Lied übertönt meine Gedanken zu dem Text - jedoch auf die Weise, wie man früher selbstaufgenommene Kassetten mit Musik überspielte, und beim Anhören im Hintergrund dann trotzdem noch die Reste des zuvor Aufgenommenen hörte. Ich nehme in ihrem Lied die Worte eines Gebetes, welches Rabbi Elieser uns vorschlug, wahr. Vor allem aber lerne ich von beiden Texten, wie unglaublich wichtig es ist, sich die Augenblicke von Not und Gefahr vor Augen zu führen; sich darauf vorzubereiten, welche Worte man in diesen Momenten im Kopf hören will, sprechen möchte oder anderen zusingt.

Shabbat Shalom, Ihre Rachel de Boor

Dieser Podcast wird freundlich unterstützt von:

ELES - Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk e.V. Eine Initiative der Leo Baeck Foundation www.eles-studienwerk.de

Ministerium für Wissenschaft und Kultur des Landes Brandenburg mwfk.brandenburg.de

F.C. Flick Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz www.stiftung-toleranz.de

Bund evangelisch-freikirchlicher Gemeinden www.baptisten.de

Erzbistum Berlin www.erzbistumberlin.de

EKBO – Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz www.ekbo.de

Domradio www.domradio.de

Evangelische Akademie zu Berlin www.eaberlin.de

Der Antisemitismus-Beauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland


Kommentare


Neuer Kommentar

Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.

Über diesen Podcast

Die erste urkundliche Erwähnung jüdischen Lebens auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands stammt aus dem Jahr 321 n.Chr. – deswegen wird in diesem Jahr das Jubiläum begangen.

Jeden Freitag nehmen uns junge Jüdinnen und Juden dazu in diesem Podcast mit in die Welt des Judentums. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks, dem Begabtenförderungswerk der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland, teilen mit uns ihre Gedanken zum Schabbat und zum jüdischen Leben in Deutschland.

Auf der ganzen Welt ist für Jüdinnen und Juden der Schabbat der Ruhetag. Er beginnt am Freitag mit Sonnenuntergang und endet am Samstagabend. An diesem Tag kommen Familie und Freundinnen und Freunde zusammen, der Tag ist ganz der Ruhe gewidmet.

„Schabbat Shalom“ – „Einen friedlichen Schabbat“ – ist der traditionelle Gruß für Jüdinnen und Juden.

Die Sendereihe wird freundlich unterstützt durch:

- ELES - Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk e.V.
- Ministerium für Wissenschaft und Kultur des Landes Brandenburg
- F.C. Flick Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz
- Erzbistum Berlin
- EKBO – Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
- Domradio
- Evangelische Akademie zu Berlin
- Der Antisemitismus-Beauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland

von und mit Diverse

Abonnieren

Follow us