JLID - Die Frage, wer bin ich
Die Frage, wer ich bin
Aus dem Glauben an G*tt, wie immer er zum Ausdruck kommt, ergeben sich einige Feststellungen, die für das Judentum (…) grundlegend sind: dass die Welt ein Ziel hat, dass das Leben einen Sinn hat, dass alle Menschen gleich sind, dass jedes Individuum einzigartig ist und seine Würde geachtet werden muss und dass jeder Mensch eine bestimmte Aufgabe hat. Jonathan A. Romain
„Der Staat bin ich!“ - sprach der Sonnenkönig einst. „Ich bin ein Berliner.“ - verkündete John F. Kennedy und schrieb damit deutsche Nachkriegsgeschichte. „Ich bin schwul und das ist auch gut so!“ – mit diesen Worten ebnete Klaus Wowereit vielen Menschen den Weg zum Coming-Out. Die Frage nach dem identitäts- und damit auch zumindest in Teilen schicksalsstiftenden „Ich“ ist so kraftvoll, wie sie alt ist. Wahrscheinlich so alt, wie die Menschheit selbst; ließ sich schon der Schöpfer allen Seins darauf ein und verkündete: „Ich bin, der Ich bin.“ Nun, zumindest Moses gab sich mit dieser Antwort zufrieden. Dabei ist die Rolle der Selbsterkenntnis an Bedeutung nicht zu unterschätzen, weisen wir uns und anderen doch auf Grund dieser den individuellen Platz in der Welt zu. Kant, der sich unermüdlich mit der Frage des „Ichs“ beschäftigte, nannte dies die Subjektwerdung des Menschen, eines Wesens, das nunmehr sich selbst sein sollte und keinem anderen gehören. Bis heute ist die Kant`sche Frage nach dem Selbst maßgebend und niemand von uns entrinnt eben jener, seiner Erkenntnis. Der eigenverantwortliche Mensch ist gleich an Würde und Rechten geboren und durch einen freien Willen beseelt, dessen höchste Form im selbstbewussten „Ich“ Vollendung findet. ICH… Wer soll das eigentlich sein und verlieren all diese Überlegungen nicht letztlich an Bedeutung, wenn ich G*tt als meinen obersten Dienstherrn anerkenne, mit all dem Schwall an Aufgaben und Verpflichtungen, die damit einhergehen? Gepaart mit einem unentrinnbaren Schicksal, das genau weiß, wohin ich soll und wie ich dorthin komme? Spielt das „Ich“ in mir denn noch eine Rolle in einer Welt, die unermüdlich auf ihre Ziele zurast? Ich denke: JA, weil ich den Glauben an eine Vorbestimmung unseres Lebens ablehne. Darin sehe ich den Unwillen des Höchstens bestätigt, in mein Leben eingreifen zu wollen. Denn eine der schönsten Aufgaben ist, für heute mal keine Aufgaben zu haben.
Schabbat Schalom, Ihr Maxim Alexander Oljinik
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