Schabbat Shalom - 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

Schabbat Shalom - 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

JLID - Nichts ist dauernd

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Nichts ist dauernd

Als der Baal Schem Tow erkrankte und sich bewusst wurde, dass der Tod nahte, versammelten sich seine Schüler um sein Bett. Er tröstete sie mit folgenden Worten: „Ich bin nicht im Geringsten besorgt, denn ich weiß, dass ich aus einer Tür hinausgehe, um durch eine andere hineinzugehen.“ Chassidisch

Unsere eigene Endlichkeit versuchen wir im Alltag meist auszublenden. Wir packen sie in kleine Päckchen und verbannen diese aus unseren Gedanken, am besten so weit weg wie möglich. Meist ängstigt uns der Tod - unser eigener, wie der unserer Liebsten. Manchen Menschen hilft der Gedanke, dass Sterben nicht das Ende ist. Manche glauben an Wiedergeburt, andere daran, dass die Verstorbenen in den Lebenden weiterleben. Manchmal glauben wir, wir hätten Aufträge der Verstorbenen zu erfüllen, ein Leben zu leben, welches ihnen nicht zu leben vergönnt war. Und manchmal frage ich mich, ob die Verstorbenen nicht viel glücklicher wären, wenn sie wüssten, dass wir uns eine gute Zeit machen. Das ist vielleicht aber auch ein anderes Thema.

Es ist spannend, denn diesen Kommentar zu verfassen fiel mir so schwer, wie bisher keiner. Ein wenig symptomatisch für das Thema vielleicht. Und dabei glaube ich eigentlich, dass es wichtig ist, den Tod mehr ins Leben zu integrierenden. Nicht zuletzt, weil das Leben durch seine Endlichkeit gewaltig an Bedeutung gewinnt.

Man stelle sich vor, wir Menschen lebten auf Ewig - bis wir irgendwann den Planeten Erde so heruntergewirtschaftet haben, dass er uns samt Menschheit um die Ohren fliegt. Wieso sollte ich heute ein gutes Buch zu lesen beginnen, wenn ich es auch morgen, übermorgen oder in 10.000 Jahren noch tun könnte. Dass unser Leben nur einen begrenzten Zeitraum andauert und wir nicht wissen wann dieser endet, vielleicht in 10 Jahren, vielleicht in 20, vielleicht aber auch morgen, ich glaube das gibt ihm Wert. Wenn ich mich daran erinnere und das ernst nehme, dann überlege ich mir gut, mit welchen Aktivitäten ich dieses begrenztes Leben füllen möchte. Mit welchen Hobbys, mit welchen Job, mit welchen Menschen möchte ich diese Zeit teilen? Eine gute Freundin sagte einmal, dass sie, wenn sie wüsste, dass sie morgen stürbe, nichts an ihrem Heute würde ändern wollen. Sie lebe jetzt gerade genauso, wie sie wolle und es sei darum auch vollkommen okay jetzt zu sterben. Das hat mich damals sehr angerührt und tut es noch heute. Genauso zu leben, wie ich es möchte, sodass ich jederzeit sterben könnte, weil das Leben gerade einfach schön ist. Klingt etwas schräg, doch mit ein wenig Gedankenschmalz ergibt es viel Sinn - für mich zumindest.

Und so glaube ich, dass wir gut daran tun, den Tod in unser Leben zu integrieren. Weil er dazugehört und nicht zuletzt, weil Leben selbst durch die Erinnerung an seine Endlichkeit an Wert gewinnt.

In diesem Sinne Shabbat Shalom wünscht Ihnen eine leicht melancholische Chawwah Grünberg

(Chawwah Grünberg ist Stipendiatin des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks und Lehrbeauftragte für Psychologie an der Universität Kassel.)

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Über diesen Podcast

Die erste urkundliche Erwähnung jüdischen Lebens auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands stammt aus dem Jahr 321 n.Chr. – deswegen wird in diesem Jahr das Jubiläum begangen.

Jeden Freitag nehmen uns junge Jüdinnen und Juden dazu in diesem Podcast mit in die Welt des Judentums. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks, dem Begabtenförderungswerk der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland, teilen mit uns ihre Gedanken zum Schabbat und zum jüdischen Leben in Deutschland.

Auf der ganzen Welt ist für Jüdinnen und Juden der Schabbat der Ruhetag. Er beginnt am Freitag mit Sonnenuntergang und endet am Samstagabend. An diesem Tag kommen Familie und Freundinnen und Freunde zusammen, der Tag ist ganz der Ruhe gewidmet.

„Schabbat Shalom“ – „Einen friedlichen Schabbat“ – ist der traditionelle Gruß für Jüdinnen und Juden.

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