Schabbat Shalom - 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

Schabbat Shalom - 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

JLID - Gott gebe Dir Frieden

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Gott gebe dir Frieden

In Gottes Augen ist der Mensch hoch geachtet, der Frieden stiftet zwischen den Menschen – zwischen Mann und Frau, zwischen Eltern und Kindern, zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, zwischen Nachbarn. Doch am höchsten steh derjenige, der Frieden stiftet zwischen Nationen. (Mechilta zu Exodus 20,22)

Frieden – Schalom – hat einen wichtigen und hochangesehenen Stellenwert in der jüdischen Tradition. Den Wunsch nach Frieden in allen Lebensbereichen, ob zuhause, in der Gemeinde, oder sonst wo, findet man zu beinah allen religiösen Zeiten und in verschiedenen liturgischen Formen. Zurecht aber verweist uns die Mechilta, eine rabbinische Auslegung der Tora, auf die außerordentliche Wichtigkeit des Friedens zwischen Nationen. Also in anderen Worten: die uneingeschränkte Befürwortung des Friedens und die dezidierte Ablehnung des Kriegs. Wohl das berühmteste Zitat in der hebräischen Bibel, dass die jüdische Sichtweise auf Kriege formuliert, findet man im Buch Jesaja: „…Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Kein Volk wird gegen das andere das Schwert erheben, und sie werden fortan nicht mehr lernen, Krieg zu führen…“ (Jesaja 2:4) Es ist eine wundervolle und hoffnungsvolle Vision des Propheten für eine bessere Zukunft. Doch bleibt diese Zukunft seit etlichen Jahrhunderten weiter lediglich eine unerfüllte Vision. Wir Menschen lernen immer noch, uns zu bekriegen, wir Menschen töten einander in brutalster und schrecklichster Art und Weise. Warum, wieso, weshalb? Wann gab es denn jemals in der Menschengeschichte einen echten „Frieden“ zwischen Nationen? Was haben wir nur aus der jüngsten Geschichte gelernt – also mehr als 4 Jahrzehnte praktisch ununterbrochener Krieg in Afghanistan? Meiner Meinung nach haben wir nicht viel oder mindestens nicht ausreichend gelernt. Ja, der Krieg – wie viele andere – hat seine Gründe und die Rabbiner haben das Konzept eines „gerechten Krieges“ erkannt, mindestens in der Theorie. Trotzdem - auch wenn es sich hypothetisch um einen sogenannten „gerechten Krieg“ handelte, sterben und leiden immer noch Menschen – und die Frage bleibt: warum, wieso, weshalb? Hierzu ertönen die mahnenden Worte von Elie Wiesel, die uns an unser kollektives Scheitern erinnern: Wieder einmal Krieg. Der letzte. So reden sie immer. Lasst uns kämpfen, so als hätten wir nie mehr zu kämpfen. Lasst uns töten, so als wollten wir den Tod besiegen. Wer weiß, möglicherweise hielt auch Kain sich selbst nicht nur für den ersten, sondern auch für den letzten Mörder der Geschichte. Offensichtlich reicht eine göttliche Anerkennung des Friedens, so wie die Mechilta es formuliert, nicht aus, um uns Menschen ausreichend zu motivieren, einen wahrhaftigen und festen Frieden für alle Zeiten herbeizuführen. Wenn nicht um Gottes Willen, dann um der Menschheit Willen, um der Alten und der Jungen Willen, um der Gerechtigkeit Willen, um der Zukunft Willen. Bis wir Menschen die prophetische Vision Jesajas tatsächlich umsetzen, verdienen wir weder Lob noch Anerkennung. Es bedarf keiner tiefgehenderen Begründung, als Frieden um des Friedens Willen.

Schabbat Schalom Ihr Max Feldhake

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Über diesen Podcast

Die erste urkundliche Erwähnung jüdischen Lebens auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands stammt aus dem Jahr 321 n.Chr. – deswegen wird in diesem Jahr das Jubiläum begangen.

Jeden Freitag nehmen uns junge Jüdinnen und Juden dazu in diesem Podcast mit in die Welt des Judentums. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks, dem Begabtenförderungswerk der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland, teilen mit uns ihre Gedanken zum Schabbat und zum jüdischen Leben in Deutschland.

Auf der ganzen Welt ist für Jüdinnen und Juden der Schabbat der Ruhetag. Er beginnt am Freitag mit Sonnenuntergang und endet am Samstagabend. An diesem Tag kommen Familie und Freundinnen und Freunde zusammen, der Tag ist ganz der Ruhe gewidmet.

„Schabbat Shalom“ – „Einen friedlichen Schabbat“ – ist der traditionelle Gruß für Jüdinnen und Juden.

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