Schabbat Shalom - 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

Schabbat Shalom - 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

JLID - Licht in der Dunkelheit

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Licht aus der Dunkelheit

Gott, Du Schöpfer und Herrscher aller Dinge, auf dein Wort hin entsteht Licht aus der Dunkelheit und Ordnung aus dem Chaos. In deiner Weisheit hast du uns die Kraft gegeben, gegen Unwahrheit und Unterdrückung zu kämpfen und durch diesen Kampf Freiheit und Wahrheit zu gewinnen.

Aus der jüdischen Liturgie

Mein Name ist Anna Basina, ich bin Studentin der Humanmedizin an der Universität zu Lübeck und Gesamtsprecherin des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks. Ich habe heute die die Ehre mit Ihnen gemeinsam so große Begriffe wie ‚Freiheit’ und ‚Wahrheit’ gedanklich zu streifen.

Der norwegische Dramatiker Henrik Ibsen (1828–1906) konfrontiert in seinen Tragikomödien die bürgerliche Gesellschaft mit sich und ihren Widersprüchen und entlarvt ihre Lebenslügen. So auch in dem Schauspiel „Die Wildente.“, das auch in dieser Spielzeit von vielen Theaterhäusern in ihr Repertoire aufgenommen wurde. Auf dem Dachboden der Familie Ekdal lebt zwischen Kaninchen und Hühnern eine angeschossene Wildente, die sich mit ihrem flügellahmen Leben arrangiert hat. Als der Idealist und Wahrheitsfanatiker Gregers Werle nach 18 Jahren im Ausland zurück in seine Heimatstadt kommt, will er seinen Jugendfreund Hjalmar Ekdal von der Unterdrückung und Unwahrheit seines Lebens befreien, indem er gegen die Ungerechtigkeiten der Vergangenheit ankämpft. Doch die Enthüllung der vermeintlichen Wahrheit bringt dem Freund weder Erleuchtung noch Erleichterung, sondern zerstört seine Welt. Es sind die Wahrheit und die mit ihr erlangte Freiheit, die die Protagonisten wie angeschossene Wildtiere erscheinen lassen.

G’tt, der Schöpfer der Welt, lässt aus der Dunkelheit Licht und aus dem Tohubawohu Ordnung entstehen. Er ist zur Schaffung von definitiven Endzuständen fähig, während der Mensch den Zustand von Wahrheit und Freiheit nicht erschaffen, sondern ihn nur im Kampf um sie erlangen kann. Während G’tt eine zum Leben notwendige Ordnung schafft, die uns erhellt, bergen Freiheit und Wahrheit, wie in Ibsens Werk, trotz bester Absichten die Gefahr, diese Ordnung zu zerstören und sie ihres Lichtes zu berauben.

Rabbiner Jonathan Sacks sel. A. beantwortete einst die Frage, warum guten Menschen auf der hiesigen Welt Schlechtes widerfahre, damit, dass es keine Antwort auf diese Frage geben kann. Würden wir Menschen die Fähigkeit erlangen, die bestehende Ungerechtigkeit mit dem Verstand zu begreifen, so wären wir verpflichtet sie zu akzeptieren. Aber G’tt habe uns zum Unwissen geschaffen, damit wir uns lebenslang verweigern Unrecht hinzunehmen. G’tt habe uns dazu erschaffen ein Leben lang für Seine Schöpfung zu kämpfen.

Die uns von G’tt verliehene Kraft gegen Unwahrheiten und Unterdrückung aufzubegehren ist unsere Möglichkeit G’ttes Schöpfung von Ordnung und Licht zu schützen. Die Fähigkeit gegen Unrecht zu kämpfen wir zum Ausdruck des uns von G’tt verliehenen freien Willens, sie ist unsere Chance auf die Schöpfung Einfluss zu nehmen. Ob nun Freiheit und Wahrheit immer und ohne jegliche Ausnahme zu verwirklichende Endzustände sind, überlasse ich Autoren wie Ibsen in ihren Werken zu verhandeln. Unverhandelbar bleibt für mich die menschliche Kraft für erstrebenswerte Ziele und den Erhalt von G’ttes Schöpfung zu kämpfen. Denn wie der Literaturnobelpreisträger Issac Bashevis Singer glaube auch ich an den freien Willen, ich habe keine andere Wahl.

Einen segensreichen Shabbat, wünscht Ihnen Anna Basina.

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Über diesen Podcast

Die erste urkundliche Erwähnung jüdischen Lebens auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands stammt aus dem Jahr 321 n.Chr. – deswegen wird in diesem Jahr das Jubiläum begangen.

Jeden Freitag nehmen uns junge Jüdinnen und Juden dazu in diesem Podcast mit in die Welt des Judentums. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks, dem Begabtenförderungswerk der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland, teilen mit uns ihre Gedanken zum Schabbat und zum jüdischen Leben in Deutschland.

Auf der ganzen Welt ist für Jüdinnen und Juden der Schabbat der Ruhetag. Er beginnt am Freitag mit Sonnenuntergang und endet am Samstagabend. An diesem Tag kommen Familie und Freundinnen und Freunde zusammen, der Tag ist ganz der Ruhe gewidmet.

„Schabbat Shalom“ – „Einen friedlichen Schabbat“ – ist der traditionelle Gruß für Jüdinnen und Juden.

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