Schabbat Shalom - 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

Schabbat Shalom - 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

JLID - Du lässt das Licht scheinen

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Du lässt das Licht scheinen

Gepriesen seist du, Ewiger, unser Gott; du regierst die Welt. Du lässt das Licht scheinen, aber schaffst auch die Finsternis, du bringst Frieden, du schaffst alles. Alles lobt dich und alles preist dich, alles sagt: Nichts ist heilig wie der lebendige Gott! Du gibst der ganzen Welt und all ihren Bewohnern Licht, und durch deine Güte erneuerst du deine Schöpfung Tag für Tag. Wie zahlreich sind deine Werke, Gott. Sie alle hast du in Weisheit gemacht. Die Erde ist erfüllt mit deinem Eigentum. Gott, du allein bist erhöht seit jeher. Du wirst gepriesen und verherrlicht und erhoben seit den Tagen der Vorzeit. Aus der jüdischen Liturgie

Die Tage werden kälter, die Bäume haben Ihre letzten Blätter abgegeben – der Winter kehrt ein. Jeden Tag etwas weniger Licht, jeden Tag wird es etwas dunkler. Es ist ein Zeichen dafür, dass das Kalenderjahr langsam seinem Ende naht. Licht wird sozusagen zu einer teuren Ware in dieser Jahreszeit. Vor wenigen Wochen begingen Juden und Jüdinnen noch Chanukka – das Lichterfest. Das Fest erinnert einerseits sowohl an das Wunder des einen Kruges Öls, der im wiedereingeweihten Tempel entdeckt wurde, als auch an die nationale Befreiung Israels durch die Makkabäer. Das Licht von Chanukka ist also sowohl das wahre Licht der Menora als auch das metaphorische Licht des Überstehens. Die Rabbiner deuteten den griechischen Einfluss auf das jüdische Volk als besonders bedrohlich, als eine große Gefahr – als eine schreckliche Dunkelheit. Inwiefern das alles nur Polemik war, darüber lässt sich streiten, auf jeden Fall gibt es den starken Kontrast zwischen Licht und Dunkelheit. Laut der rabbinischen Tradition litten die Juden unter der griechischen Herrschaft – das Licht Israels drohte ausgelöscht zu werden. Aber es ist nicht dazu gekommen – laut den Rabbinern eben durch göttliche Vorsehung – nein, das jüdische Volk konnte jene Herausforderung überstehen. Das ist ja die Quintessenz der Gesamtheit der jüdischen Geschichte – Irrungen und Wirrungen in jeder Generation – drohende Dunkelheit. Damit will ich nicht suggerieren, dass jüdische Geschichte lediglich aus einer Reihe von sich auf einander folgenden Katastrophen und Tragödien besteht – das wäre falsch. Ja, es gab viele solche Kapitel aber auch Erfolge und Errungenschaften. Es gab Licht und Finsternis. Die jüdische Liturgie wiederspielt diese Realität – Gott schafft nicht nur das Licht, sondern auch die Finsternis. Alles wird vom Ewigen geschaffen. Wieso konnten Juden und Jüdinnen von Generation zu Generation die vielen Krisen überstehen, konnten der Dunkelheit standhalten? In der rabbinischen Tradition findet man eine mögliche Antwort: Ein Feuer ist die Thora, und sie wurde im Feuer gegeben. Wenn man zu nahe ist, wird man verbrannt, wenn man zu weit weg ist, friert man. Was ist also zu tun? Wärme dich selbst durch das Licht. (Mechilta zu Exodus 19,18) In dieser Auslegung steht die Thora stellvertretend für die ganze jüdische Tradition – so sehe ich es mindestens – eine vielfältige, komplexe und ernährende Tradition, die Juden und Jüdinnen von Generation zu Generation mit ihrem Licht wärmt und erhellt. Aber nicht nur die eigene jüdische Tradition hat das jüdische Volk im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende aufrechterhalten – der Austausch und die Interaktion mit allen anderen Völkern der Welt haben uns bereichert. Denn – so wie die jüdische Liturgie es zu Recht sagt – das göttliche Licht erfüllt die ganze Welt. Gott schafft das Licht und die Finsternis – Er begleitet uns durch die Tiefen und Höhen. Er ist, wie der Psalter sagt, „mein Licht“. Dieses Licht sei gepriesen – sowohl dann, wenn es viel Licht gibt als auch jetzt im dunklen Winter. Schabbat Schalom, Max Feldhake

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Über diesen Podcast

Die erste urkundliche Erwähnung jüdischen Lebens auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands stammt aus dem Jahr 321 n.Chr. – deswegen wird in diesem Jahr das Jubiläum begangen.

Jeden Freitag nehmen uns junge Jüdinnen und Juden dazu in diesem Podcast mit in die Welt des Judentums. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks, dem Begabtenförderungswerk der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland, teilen mit uns ihre Gedanken zum Schabbat und zum jüdischen Leben in Deutschland.

Auf der ganzen Welt ist für Jüdinnen und Juden der Schabbat der Ruhetag. Er beginnt am Freitag mit Sonnenuntergang und endet am Samstagabend. An diesem Tag kommen Familie und Freundinnen und Freunde zusammen, der Tag ist ganz der Ruhe gewidmet.

„Schabbat Shalom“ – „Einen friedlichen Schabbat“ – ist der traditionelle Gruß für Jüdinnen und Juden.

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